Willst du das Herz im Busen
dir erweitern
und zeigen auch, wie hoch du
schon gestiegen,
Versuch’ es, über großen Stoff
zu siegen,
Nur so zählst du dereinst zu
großen Streitern.
Im Gartenteich wird nie ein Schiffer
scheitern,
Im kleinen Liede kein Poet
erliegen,
Doch einmal muß es heißen:
Kannst du fliegen?
Zum höchsten Ziele führen
keine Leitern.
Nimm unser Weltentwicklung
ew’ge Fehden,
Dem Kampf des neuen Glaubens
mit dem alten,
Und zeige die Berecht’gung
eines jeden.
Verkörp’re dies in mächtigen
Gestalten,
Und hörten wir daraus das
Fatum reden –
Dann wollen wir dich für den
Dichter halten.
Und glaubst du nicht, daß sie
sind selig droben?
Sprachst du und blickest nach
dem schönsten Sterne.
Du wolltest sagen: Dort in
jener Ferne,
Dort wohnt das Glück und muß
der Sturm vertoben.
Ich aber sprach: Erhalt’ dein
Aug’ gehoben
Auf’s eigne Herz und mach’ es
stark und lerne:
Nichts ändern kann der Ort an
unserm Kerne,
Und wie wir hier sind, wären
wir auch oben.
Auch diese arme Welt, im
Luftmeer hangend,
Sie ist von jenem Sterne aus
gesehen
Ein lichter ball, im hellen
Goldlicht prangend.
Und brechen schwache Herzen
dort, so spähen
Sie auf nach uns und zu uns
her verlangend
Aufseufzen sie: Dort müssen
Sel’ge gehen!
Ihr nennt mich hart, weil
stumm und in Verwahrung
Ich meinen Groll und meine
Schmerzen trage,
Und weil mein Mund,
verschmähend eitle Klage,
Nicht prahlen mag mit
gräßlicher Erfahrung.
Doch ein gefang’ner Geier ohne
Nahrung,
Zerwühlt der Schmerz mein Herz
mit jedem Tage,
Das Gitter bebt vom starken
Flügelschlage,
Doch wird kein Wehschrei feige
Offenbarung.
Du, der mich schmäht, du
bleicher Heuchler, nenne
Mir einen Schmerz, der nicht
dies Herz zerschnitten,
Ein Hochgefühl, an dem ich
nicht entbrenne!
Ich hab’ wie Siegfried mir die
Wehr erstritten,
Ich bin nur hart, weil ich das
Leben kenne,
Und meine Schuld ist, daß ich
viel gelitten.
Im alten Garten, wo die
braunen Rehe
Durch’s Laubwerk gehn und
schüchtern um sich schauen,
Da liegt mein Lieb, die
herrlichste der Frauen,
Ganz nackt vom Wirbel bis zur
kleinen Zehe.
Die eine Hand ruht in der
Hüften Nähe,
Die andre Hand beschattet ihre
Brauen,
In meinem Herzen regt sich
heißes Grauen,
Wie ich dies Bild in seiner
Schönheit sehe.
Still ruht sie da im
Schlummer, unvernichtbar,
Hin durch den Leib sich blaue
Adern winden,
Doch ist kein Steigen ihres
Busens sichtbar.
Still ruht sie da, die Holde,
Wunderbare,
Ein einz’ger Fehler ist an ihr
zu finden:
Sie ist von Stein und alt
zweitausend Jahre.